24h-Lauf in Bad Lippspringe 2007


Aktiv Camping

Wie kommt man dazu, an einem 24h-Lauf teil zu nehmen? Bei mir war das einfach so, dass ich mal sehen wollte, wie viele Kilometer ich in 24 Stunden zusammen bekomme. Durch Marc bin ich auf den 24h-Lauf RUN FOR HELP in Bad Lippspringe aufmerksam geworden. Den in 'seinem' Streakrunning-Forum, war man gerade dabei sich für den Lauf zu verabreden. Streakrunner sind Läufer, die täglich mindestens 1 Mile laufen und die Tage zählen, an denen sie täglich gelaufen sind. Was man dann Streak nennt. Marc sein bisher längster Streak dauerte über 900 Tage! Das heißt, er ist mehr als 900 Tage täglich gelaufen. Wir erinnern uns, das Jahr hat 365 Tage. Ich glaube, bei irgendeinem gemeinsamen Trainingslauf, muss ich wohl Interesse bekundet haben, gerne mit zu wollen. Sodas wir verabredeten, gemeinsam hin zu fahren. Marc wollte mich am Samstag um 6:00 abholen, damit wir auf jeden Fall rechtzeitig vor 13:00 in Bad Lippspringe ankommen. So hat man noch etwas Zeit, sich die Gegebenheiten vor Ort anzusehen und die Strecke zu begutachten...
Natürlich, wie kann es auch anderes sein, hatte es seit Freitag Abend fast ständig geregnet. Später am Samstag morgen im Auto, machten wir uns einen Spaß daraus, den Himmel nach vermeintlichen hellen Stellen abzusuchen, wo es wohl schon aufklart. Na ja, wie man halt so 'rumalbert', wenn man sich auf ein schönes Ereignis freut... Ich meine, dass wir wohl 2-2.5 Stunden vor dem Start auf dem Parkplatz an der Strecke in BaLi angekommen sind. Wo sich schon einige Forumsmitglieder eingefunden hatten und angeregt mit einander plauderten. Nachdem wir uns einander vorgestellt und ein wenig geklönt hatten, suchten wir uns ein nettes Plätzchen um das Zelt aufzubauen, welches Marc noch schnell besorgt hatte. Was für  eine Luxusherberge, dachte ich mir, wenn wir da man noch zum laufen kommen :-)

Überhaupt wurde uns zu diesem Zeitpunkt erst richtig klar, was wir da alles mitgeschleppt hatten! Auf der anderen Seite, nimmt man natürlich lieber etwas mehr mit, als wenn es einem nachher an irgendetwas fehlt. Zumal 24 Stunden recht lang werden können, wenn man mit einem 'quackigen' Gesicht seine Runden drehen muss.
Also richteten wir uns häuslich ein, zogen uns um und begaben uns zum Start. Wo wir mit einem herzlichen Regenguss willkommen geheißen wurden! Da Marc und ich ziemlich dicht an der Absperrung zu den Zuschauern standen, nahm uns sofort einer von ihnen unter seinen Schirm und begann mit uns zu plaudern.

Ab da stand für mich fest: Bad Lippspringe mag seine 24h-Läufer ;-)

Nach einer kurzen Begrüßungsrede wurden wir dann vom Bürgermeister auf die Strecke entlassen. Ich muss doch nicht extra erwähnen, dass der Regen fast unmittelbar nach dem Start ein Einsehen mit uns hatte und weiter zog, oder? Und überhaupt, wenn ein paar Tropfen fielen, handelte es sich meistens um ein kurzen Schauer. Nein ich bin nicht wasserscheu. Nur Regen bedeutet meistens nasse Füsse und das wiederum führt bei mir leicht zu Blasenbildung. Was meinen Laufstil irgendwie so 'eckig' werden lässt... 

In Bad Lippspringe gibt es kein Startgeld als solches, sondern man zahlt 20 Cent pro gelaufener Runde. Von dem Geld werden dann Projekte für Kinder realisiert , die man wohl sonst nicht in dieser Form bewerkstelligen könnte. In diesem Jahr z.B. haben 1600 Teilnehmer 15000 Euro 'erlaufen'! Mir hat besonders gut gefallen, dass Schulklassen und Kindergärten mit ihren Kinder genauso unterwegs waren, wie Mitglieder einzelner Firmen, bis hin zu Familien mit ihrem Anhang. Kurzum hatte man zum Teil dem Eindruck, dass der ganze Ort nebst Umgebung auf der Strecke sein muss!

Da BaLi mein erster 24h-Lauf war, hatte ich mir erhofft 100k zusammen zu bekommen. Ein Trippel-Marathon schien mir noch zu weit weg, um ihn als Ziel ernst zu nehmen. Es sind tatsächlich 110.980k zusammen gekommen, womit ich mehr als zufrieden bin! Marc und ich hatten so locker verabredet, erstmal drei Stunden laufen und dann mal sehen, wie sich diese ganze Unternehmung überhaupt 'an fühlt'. Wie liegt einem die Strecke, wie ist man selbst drauf usw. Uns war natürlich klar, dass wir nicht 24 Stunden nebeneinander her laufen werden. Jeder wird früher oder später seinen eigenen Rhythmus finden und entsprechend laufen, sodass wir uns nur hin und wieder über den Weg laufen werden.

Wenn man allerdings 24 Stunden auf einem 620 Meter langen Kurs unterwegs ist, läuft man sich schon das eine oder andere Mal über den Weg.
Ich für meinen Teil habe mir bis nach 18:00 für meinen ersten Marathon Zeit gelassen. Dann habe ich ein kleines Päuschen gemacht, um dann noch mal über eine Stunde bis zur 50k-Marke zu brauchen. Unterwegs lernte ich immer mal wieder neue Leute kennen und kam mit ihnen ins Gespräch, oder ich plauderte mit schon Bekannten, wie es ihnen so erging. Für lange Weile war kein Platz...

Es muss so bei Kilometer 60 gewesen sein, als mein rechtes Knie langsam die Nase voll hatte und anfing sich zu beschweren.
Ok so lange war ich laufender Weise noch nie unterwegs und eine Überlastung musste sich ja irgendwann ankündigen. Ich war aber immer noch gut drauf und hatte schon vor ein paar Runden damit angefangen, Teilbereiche der Strecke zu gehen, um mich zu erholen. Das wollte ich auch beibehalten. 
Kurz vor Mitternacht, dachte ich mir, es wäre ja auch nicht schlecht sich mal ein wenig in den Schlafsack zu verkrümeln. Marc hatte sich nämlich etwas zu Essen warm gemacht und genau das vor. Auf der anderen Seite des Parks, am Bierstand, tobte aber noch das 'pralle Leben', sodass ich mir sicher war, sowieso nicht schlafen zu können. Also bin ich wieder auf die Strecke und habe noch bis Runde 120 (74.4k) durchgehalten. Außer mir waren auch nicht mehr viele Kilometersammler unterwegs. Manchmal bin ich noch auf Rainer getroffen und wir konnten uns mit ein paar netten Worten bei Laune halten. Aber um ca. 01:20 habe ich mich dann doch bis um kurz nach 5:00 ins Zelt verpieselt.

Als ich wach wurde, hörte ich schon vor dem Zelt dieses typische 'tapptapptapp', was vorbei laufende Läufer in Laufschuhen machen. Also musste ich auch hoch. Kaum hatte ich meinen Kopf aus dem Zelt gesteckt, wurde ich auch schon mit einem freundlichen 'Moooooiiiiiinnnn' begrüßt! Wir erinnern uns, es war kurz nach 5:00 Sonntag morgen, von Sonnenaufgang noch keinen Spur!!! Na gut, dann also raus aus den Federn, komplett frische Sachen angezogen, mit Selters die Zähne vor dem Zelt geputzt und 'ne Runde 'wach walken' :-)
Schließlich war bis zum Frühstück um 6:00 noch Zeit, um ein paar Kilometer zusammen zu bekommen. Irgendwann zwischen Aufstehen und Frühstück tauchte dann Step auf, um mit seiner Hündin Birke gassi zu gehen. Er fragte mich, wieso ich eigentlich schon wieder so Fit aussehe und er sich so Sch*** fühle? Was mich betrifft, so kann ich nur sagen, dass war wohl nur optisch ;-) 
(So ernst kann er das aber auch nicht gemeint haben, schätze ich...)
Ach ja, dass Frühstück muss ich erwähnen: Super! Man kann sich das kaum vorstellen, wie man sich so auf ein schönes Frühstück freuen kann! Marc wollte gerne so lange schlafen, bis er von alleine aufwacht. Pünktlich als ich mich beim Frühstück einfand, tauchte er dann, bestens gelaunt, auch auf. Wahrscheinlich muss der Duft von frischen Kaffee ihn wach bekommen haben...

Nach dem Frühstück habe ich dann noch ein paar Runden gedreht, sodass ich um ca. 10:30 meine 100k voll bekommen habe. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt schon sehr viel gehender Weise unterwegs, da mein rechtes Knie schmerzte. Es war kein Schmerz mit dem man nicht hätte wenigstens ein Stück laufen können, aber ich wollte auch keine Verletzung davon tragen. Außerdem hatten Step und ich uns mal über Rundenzeiten ausgetauscht und waren der Ansicht, dass man gehend auch noch (im Verhältnis) recht flotte Runden hin bekommt.

Im Grunde spielte es ja auch keine Rolle, ob es nun 105 oder 110 Kilometer werden. Was nicht geht, geht halt nicht...

Zum Abschluss wurden nochmal alle 24h-Läufer vom Sprecher einzeln mit gelaufener Rundenzahl aufgerufen und von den Zuschauern gefeiert! Nach einem gemeinsamen Foto, haben wir dann unsere Zelte abgebaut und uns auf dem Heimweg gemacht. Marion und ich haben uns noch meine beiden letzten Flens-Weizen gegönnt, bevor wir aufbrachen. Gerade noch rechtzeitig um pünktlich zur F1-Übertragung wieder zu Hause zu sein!

Fazit:
Helfen kann auch Spaß machen. Ich würde gerne wieder kommen, um ein paar Runden zu drehen! Vielen Dank an die User des Streakrunner-Forums für die nette Gesellschaft, sowie alle anderen, die meine Wenigkeit ertragen haben.
Klasse Fotos von Holger und einigen anderen nebst Berichten, finden sich z.B. auf dieser Seite, oder im Forum. Beim Step habe ich noch sehr lesensenswerte Berichte von Frank und Daniela, sowie Rainer gefunden. Was nicht heißen soll, dass es nicht noch mehr gibt...