Aktiv Camping
Wie kommt man dazu, an einem 24h-Lauf
teil zu nehmen? Bei mir war das einfach so, dass ich mal sehen wollte,
wie viele Kilometer ich in 24 Stunden zusammen bekomme.
Durch Marc bin ich auf den
24h-Lauf
RUN FOR HELP in Bad Lippspringe aufmerksam geworden. Den in
'seinem'
Streakrunning-Forum,
war man gerade dabei sich für den Lauf zu verabreden. Streakrunner
sind Läufer, die täglich mindestens 1 Mile laufen und die
Tage zählen, an denen sie täglich gelaufen sind. Was man dann
Streak nennt. Marc sein bisher längster Streak dauerte über
900 Tage! Das heißt, er ist mehr als 900 Tage täglich
gelaufen. Wir erinnern uns, das Jahr hat 365 Tage.
Ich glaube, bei irgendeinem gemeinsamen Trainingslauf, muss ich wohl
Interesse bekundet haben, gerne mit zu wollen. Sodas wir verabredeten,
gemeinsam hin zu fahren. Marc wollte mich am Samstag um 6:00 abholen,
damit wir auf jeden Fall rechtzeitig vor 13:00 in Bad Lippspringe
ankommen. So hat man noch etwas Zeit, sich die Gegebenheiten vor Ort
anzusehen und die Strecke zu begutachten...
Natürlich, wie kann es auch anderes sein, hatte es seit Freitag
Abend fast ständig geregnet. Später am Samstag morgen im
Auto, machten wir uns einen Spaß daraus, den Himmel nach
vermeintlichen hellen Stellen abzusuchen, wo es wohl schon aufklart.
Na ja, wie man halt so 'rumalbert', wenn man sich auf ein schönes
Ereignis freut...
Ich meine, dass wir wohl 2-2.5 Stunden vor dem Start auf dem Parkplatz
an der Strecke in BaLi angekommen sind. Wo sich schon einige
Forumsmitglieder eingefunden hatten und angeregt mit einander
plauderten. Nachdem wir uns einander vorgestellt und ein wenig
geklönt hatten, suchten wir uns ein nettes Plätzchen um das
Zelt aufzubauen, welches Marc noch schnell besorgt hatte. Was
für eine Luxusherberge, dachte ich mir, wenn wir da man noch
zum laufen kommen :-)



Überhaupt wurde uns zu diesem Zeitpunkt erst richtig klar, was wir
da alles mitgeschleppt hatten! Auf der anderen Seite, nimmt man
natürlich lieber etwas mehr mit, als wenn es einem nachher an
irgendetwas fehlt. Zumal 24 Stunden recht lang werden können, wenn
man mit einem 'quackigen' Gesicht seine Runden drehen muss.
Also richteten wir uns häuslich ein, zogen uns um und begaben uns
zum Start. Wo wir mit einem herzlichen Regenguss willkommen
geheißen wurden! Da Marc und ich ziemlich dicht an der Absperrung
zu den Zuschauern standen, nahm uns sofort einer von ihnen unter seinen
Schirm und begann mit uns zu plaudern.
Ab da stand für mich fest: Bad Lippspringe mag seine 24h-Läufer ;-)
Nach einer kurzen Begrüßungsrede wurden wir dann vom Bürgermeister auf die Strecke entlassen. Ich muss doch nicht extra erwähnen, dass der Regen fast unmittelbar nach dem Start ein Einsehen mit uns hatte und weiter zog, oder? Und überhaupt, wenn ein paar Tropfen fielen, handelte es sich meistens um ein kurzen Schauer. Nein ich bin nicht wasserscheu. Nur Regen bedeutet meistens nasse Füsse und das wiederum führt bei mir leicht zu Blasenbildung. Was meinen Laufstil irgendwie so 'eckig' werden lässt...



In Bad Lippspringe gibt es kein Startgeld als solches, sondern man zahlt 20 Cent pro gelaufener Runde. Von dem Geld werden dann Projekte für Kinder realisiert , die man wohl sonst nicht in dieser Form bewerkstelligen könnte. In diesem Jahr z.B. haben 1600 Teilnehmer 15000 Euro 'erlaufen'! Mir hat besonders gut gefallen, dass Schulklassen und Kindergärten mit ihren Kinder genauso unterwegs waren, wie Mitglieder einzelner Firmen, bis hin zu Familien mit ihrem Anhang. Kurzum hatte man zum Teil dem Eindruck, dass der ganze Ort nebst Umgebung auf der Strecke sein muss!
Da BaLi mein erster 24h-Lauf war, hatte ich mir erhofft 100k zusammen
zu bekommen. Ein Trippel-Marathon schien mir noch zu weit weg, um ihn
als Ziel ernst zu nehmen. Es sind tatsächlich 110.980k zusammen
gekommen, womit ich mehr als zufrieden bin!
Marc und ich hatten so locker verabredet, erstmal drei Stunden laufen
und dann mal sehen, wie sich diese ganze Unternehmung überhaupt
'an fühlt'. Wie liegt einem die Strecke, wie ist man selbst drauf
usw. Uns war natürlich klar, dass wir nicht 24 Stunden
nebeneinander her laufen werden. Jeder wird früher oder
später seinen eigenen Rhythmus finden und entsprechend laufen,
sodass wir uns nur hin und wieder über den Weg laufen
werden.
Wenn man allerdings 24 Stunden auf einem 620 Meter langen Kurs
unterwegs ist, läuft man sich schon das eine oder andere Mal
über den Weg.
Ich für meinen Teil habe mir bis nach 18:00 für meinen ersten
Marathon Zeit gelassen. Dann habe ich ein kleines Päuschen
gemacht, um dann noch mal über eine Stunde bis zur 50k-Marke zu
brauchen. Unterwegs lernte ich immer mal wieder neue Leute kennen und
kam mit ihnen ins Gespräch, oder ich plauderte mit schon
Bekannten, wie es ihnen so erging. Für lange Weile war kein
Platz...
Es muss so bei Kilometer 60 gewesen sein, als mein rechtes Knie langsam
die Nase voll hatte und anfing sich zu beschweren.
Ok so lange war ich laufender Weise noch nie unterwegs und eine
Überlastung musste sich ja irgendwann ankündigen. Ich war
aber immer noch gut drauf und hatte schon vor ein paar Runden damit
angefangen, Teilbereiche der Strecke zu gehen, um mich zu erholen. Das
wollte ich auch beibehalten.
Kurz vor Mitternacht, dachte ich mir, es wäre ja auch nicht
schlecht sich mal ein wenig in den Schlafsack zu verkrümeln. Marc
hatte sich nämlich etwas zu Essen warm gemacht und genau das vor.
Auf der anderen Seite des Parks, am Bierstand, tobte aber noch das
'pralle Leben', sodass ich mir sicher war, sowieso nicht schlafen zu
können. Also bin ich wieder auf die Strecke und habe noch bis
Runde 120 (74.4k) durchgehalten. Außer mir waren auch nicht mehr
viele Kilometersammler unterwegs. Manchmal bin ich noch auf Rainer
getroffen und wir konnten uns mit ein paar netten Worten bei Laune
halten. Aber um ca. 01:20 habe ich mich dann doch bis um kurz nach 5:00
ins Zelt verpieselt.
Als ich wach wurde, hörte ich schon
vor dem Zelt dieses typische 'tapptapptapp', was vorbei laufende
Läufer in Laufschuhen machen. Also musste ich auch hoch. Kaum
hatte ich meinen Kopf aus dem Zelt gesteckt, wurde ich auch schon mit
einem freundlichen 'Moooooiiiiiinnnn' begrüßt! Wir erinnern
uns, es war kurz nach 5:00 Sonntag morgen, von Sonnenaufgang noch
keinen Spur!!!
Na gut, dann also raus aus den Federn, komplett frische Sachen
angezogen, mit Selters die Zähne vor dem Zelt geputzt und 'ne
Runde 'wach walken' :-)
Schließlich war bis zum Frühstück um 6:00 noch Zeit, um
ein paar Kilometer zusammen zu bekommen. Irgendwann zwischen Aufstehen
und Frühstück tauchte dann Step auf, um mit seiner
Hündin Birke gassi zu gehen. Er fragte mich, wieso ich eigentlich
schon wieder so Fit aussehe und er sich so Sch*** fühle? Was mich
betrifft, so kann ich nur sagen, dass war wohl nur optisch ;-)
(So ernst kann er das aber auch nicht gemeint haben, schätze
ich...)
Ach ja, dass Frühstück muss ich erwähnen: Super! Man
kann sich das kaum vorstellen, wie man sich so auf ein schönes
Frühstück freuen kann! Marc wollte gerne so lange schlafen,
bis er von alleine aufwacht. Pünktlich als ich mich beim
Frühstück einfand, tauchte er dann, bestens gelaunt, auch
auf. Wahrscheinlich muss der Duft von frischen Kaffee ihn wach bekommen
haben...
Nach dem Frühstück habe ich dann noch ein paar Runden gedreht, sodass ich um ca. 10:30 meine 100k voll bekommen habe. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt schon sehr viel gehender Weise unterwegs, da mein rechtes Knie schmerzte. Es war kein Schmerz mit dem man nicht hätte wenigstens ein Stück laufen können, aber ich wollte auch keine Verletzung davon tragen. Außerdem hatten Step und ich uns mal über Rundenzeiten ausgetauscht und waren der Ansicht, dass man gehend auch noch (im Verhältnis) recht flotte Runden hin bekommt.
Im Grunde spielte es ja auch keine Rolle, ob es nun 105 oder 110 Kilometer werden. Was nicht geht, geht halt nicht...
Zum Abschluss wurden nochmal alle 24h-Läufer vom Sprecher einzeln mit gelaufener Rundenzahl aufgerufen und von den Zuschauern gefeiert! Nach einem gemeinsamen Foto, haben wir dann unsere Zelte abgebaut und uns auf dem Heimweg gemacht. Marion und ich haben uns noch meine beiden letzten Flens-Weizen gegönnt, bevor wir aufbrachen. Gerade noch rechtzeitig um pünktlich zur F1-Übertragung wieder zu Hause zu sein!
Fazit:
Helfen kann auch Spaß machen. Ich würde gerne wieder kommen,
um ein paar Runden zu drehen! Vielen Dank an die User des
Streakrunner-Forums für die nette Gesellschaft, sowie alle
anderen, die meine Wenigkeit ertragen haben.
Klasse Fotos von Holger und einigen anderen nebst Berichten, finden
sich z.B. auf
dieser Seite,
oder im Forum. Beim Step habe ich noch sehr lesensenswerte Berichte von
Frank
und
Daniela, sowie
Rainer gefunden.
Was nicht heißen soll, dass es nicht noch mehr gibt.